Text von Thorsten Jansohn
Phantombuero das ist einerseits eine disparate Gruppe von Künstlern, die ihren festen Ort noch nicht gefunden haben, andererseits sind es Räume und Orte, die diese Gruppe künstlerisch gestaltet. Die Gestaltungsmöglichkeit dieser Räume und Orte ist zumeist zeitlich begrenzt, da sie nicht Teil von institutionalisierter Kunst sind, die in zeitlich wie finanziell gesicherten Räumen zur Schau gestellt wird. Was besonders auffällt ist die Arbeitsweise der Gruppe. Sie ist das, was ein Mitglied "raumbezogenes Arbeiten" genannt hat.
Im Unterschied zu vielen Ausstellungen von Kunst in institutionalisierten Räumen, die sich vor Ausstellungsbeginn durch eine klare Konzeptorganisation auszeichnet und bei Ausstellungsbeginn nicht mehr veränderbar ist, zeichnet sich der Gestaltungsstil des Phantombuero dadurch aus, das oft erst kurz vor Beginn bestimmter Ausstellungen geschaut wird, mit welchen Orten und Situationen man künstlerisch zu tun hat. Erst dann, nachdem die Besonderheiten und spezifischen Möglichkeiten der Ausstellungsorte ins Auge gefaßt wurden, kommt es zu einem spontanen gestalterischen Prozeß, an dessen Ende oft überraschende und unerwartete Resultate stehen. Viele Kunstwerke die auf diesem Wege entstehen, bergen in sich die Möglichkeit weiter gestaltet zu werden und können als Impulse für weiteres künstlerisches Arbeiten dienen.
Zum Beispiel plante Zoltan Laszlo eine Ausstellung im Phantombuero. Drei Tage vor Ausstellungsbeginn war ihm noch nicht klar, was er zeigen würde. Zwei Tage vorher gab es eine drum & bass Party in den Räumen des Phantombuero, die von einigen der drum & bass Kids ziemlich " zugetagt " wurden. Die besten mit Sprühdosen hingepainteten " tags " nahm Laszlo als Vorlage um diese zehnmal größer in einige Holzwände des Büros zu sägen, die dann wie japanische Schriftzeichen aussahen und von Jörg Rees mit verschiedenen Licht- und Videoeffekten illuminiert wurden. Jörg Rees war es auch, der ein großes Wandbild von Stefan Wieland mit Lichtdesign remixte, zu dem dann manchmal jemand aus dem Publikum Satie auf dem Klavier spielte.
Die Ereignisse die im Zusammenhang mit Phantombuero stattfinden entsprechen nicht einem Kulturveranstaltungskalender, der programmgemäß abgehakt werden kann, sondern einem Freiheitsspielraum, der im Sinn von Kontingenz, vieles was möglich ist möglich sein läßt, also dem was Robert Musil " die passive Phantasie unausgefüllter Räume " genannt hat.
So gibt es im Phantombuero viele "Ausstellungen", die sich einer kommerziellen Verwertbarkeit entziehen, was nicht unbedingt beabsichtigt ist. Nichtsdestotrotz haben wir es angesichts der großzügigen feudalen Räume im Frankfurter Bahnhofsviertel, die kaum bezahlbar sind, mit einer " luxuriösen Ökonomie der Verschwendung " zu tun, frei nach Bataille ... die Sonne strahlt und läßt wachsen.
20 April 2009
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Hallo Jungs,
AntwortenLöschenGibts euch also noch....gruesse aus London....Rupert
Hallo
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